Challenge: 3 Monate vegan

WIE, DU MACHST JETZT VEGAN? ECHT JETZT?

Knapp 50 Tage, ohne meinen Körper mit tierischen Produkten zu füttern. GENAU. Kein Steak, keine Mac'n'Cheese im Chicago Williams BBQ, keine Muffins, keine Leberwurststulle und überhaupt. Klingt unvorstellbar und das war es für mich auch – anfangs zumindest.
Wieso ich das gemacht habe? Gute Frage. Meine Mitbewohnerin und Gefährtin in allen Lebenslagen musste ihre Ernährung aus gesundheitlichen Gründen umstellen und ich habe einfach mitgemacht. Da kam die Fastenzeit gerade recht und eine kleine Challenge ist immer gut. VEGAN it was. Zugegeben: Zusammen ist es leichter, vor allem wenn man zusammenlebt. Darüber hinaus ist Berlin eine Stadt, in der es sich leicht vegan leben lässt. Es gibt unzählige Restaurants und Cafés, in denen man allerlei kulinarische Eskalation erleben kann - auch ohne Käse, Sahne und so.
Zu Beginn der Challenge wurden mir bereits von meinem Vater einige Steine in den Weg gelegt, denn der konnte nun so gar nicht verstehen, wieso ich jetzt "einen auf vagen mache". Das würden ja sowieso jetzt alle machen und überhaupt sei das totaler Scheiß. Große Toleranzproblematik. Ob ich jetzt nur noch an einer Karotte nuckeln würde, hat er mich gefragt. NEIN, natürlich nicht. Nach der Ernährungsumstellung war das Thema VEGAN mein permanenter Begleiter in allen Gesprächen. "Wieso machst Du das? Also ich könnte das ja nicht! Außerdem ist das doch mega teuer!" Eine der besten Fragen, die mir gestellt wurden: "Wo gehst Du dann jetzt eigentlich einkaufen?"

Vegane Ernährung ist wirklich keine Atomphysik, aber den Leuten scheinbar immer noch äußerst suspekt. "Du Arme!" Manche haben auch versucht, mich zu ärgern, indem sie mir mit einer knusprigen Scheibe Bacon vor der Nase herumgewedelt haben. Geärgert hat mich das zugegeben wenig - eher amüsiert. Am Ende habe ich dann doch erstaunte Blicke und reichlich Anerkennung für meine Disziplin bekommen. Tja. Siehste mal!
Abgesehen von der negativen Grundhaltung einer Hand voll Freunden und Bekannten, hat meine Ernährungsumstellung in meinem sozialen Umfeld aber zu einem gestiegenen Interesse am Thema „Ernährung“ geführt. Viele, die mich kennen, haben meine vegane Challenge auf Instagram und anderen sozialen Medien verfolgt. Da wurden selbst die anfangs Skeptischen plötzlich neugierig. "Und, wie lange machst Du das jetzt schon?" "Finde ich ja eigentlich ganz geil, dass Du das durchziehst." "Geht's Dir besser damit?" "Boa, was hast Du da gestern gekocht - sah ja mega gut aus." "Was ist eigentlich dieses Quinoa?"

Ja dieses Quinoa war mir zugegebener Weise bereits vor meiner Challenge ein Begriff und auch viele andere prominente Lebensmittel der veganen Ernährung, wie zum Beispiel Tofu, waren keine wirkliche Neuheit. Generell koche ich vielseitig und bin durch meine Leidenschaft für Essen und Trinken sehr experimentell, was die Zutaten und deren Zubereitung angeht. In dieser Hinsicht fiel mir die Umstellung nicht schwer – zumindest was das handwerkliche Können angeht. Für Menschen, die nichts mit Kochen und Essen am Hut haben, ist vegane Ernährung bestimmt eine Herausforderung. Man muss sich sehr bewusst mit dem auseinandersetzen, was man dem Körper zuführt. Der Blick auf Zutaten und Inhaltsstoffe im Supermarkt oder das Nachfragen im Restaurant nach veganen Gerichten bleibt einem nicht erspart, denn in vielen Gerichten „verstecken“ sich tierische Produkte.

Man unterschätzt, wie sehr man sich an viele Lebensmittel gewöhnt hat, auch wenn man diese nur unbewusst konsumiert. Ein Moment, in dem ich das realisiert habe: Tag 2, abends. Ich war bei einem Freund eingeladen und wir standen ratlos in seiner Speisekammer, um etwas Essbares für mich zu finden. Wir fanden: Nudeln. Ok. Die können Spuren von Eiern enthalten. Das steht auf der Packung. Darüber habe ich hinweggesehen. Welche Sauce? Ich stürzte mich auf das Pesto, das ich gesichtet hatte. Olivenöl, Basilikum, Pinienkerne, PARMESAN -boom- da war er wieder, der Käse. Dabei war ich 2 Minuten zuvor noch der Überzeugung gewesen, Pesto sei doch total vegan. MHM, genau. Gut, dass Pasta mit Tomatensauce immer geht - egal, ob Veganer, Vegetarier oder was auch immer. Vermutlich wird das ein SOS-Gericht bei vielen Anlässen. 
In den ersten zwei Wochen der Challenge findet man sich zurecht. Was kann ich essen, was nicht. Was kann ich snacken. Und die Fragen aller Fragen: Welche Süßigkeiten kann ich essen, wenn ich nachmittags im Büro durchdrehe?! – „Ist das nicht wahnsinnig anstrengend?“, fragten mich viele Bekannte. Überhaupt nicht! Ich persönlich finde es spannend, mich mit neuen Gerichten und Zutatenkombinationen zu beschäftigen. Man verändert ebenfalls seine Art einzukaufen und irgendwann denkt man überhaupt nicht mehr darüber nach.

Es fiel zunehmend leichter, auf tierische Produkte zu verzichten. Generell habe ich bereits vor der Challenge kaum Milchprodukte zu mir genommen. Schon als Kind habe ich Milch gehasst. Mit tierisch süßen Kelloggs Frosties ging das schon mal zum Frühstück - aber Milch TRINKEN - unvorstellbar für mich. Ich liebe hingegen Eier und Käse, das war eine wirkliche Herausforderung. Aber auch über Käse kommt man irgendwann hinweg.

Generell lassen sich für viele Zutaten in gängigen Rezepten Substitute finden – Käse? Keine Chance. Es gibt rein gar nichts, was Käse ersetzen könnte. In einigen veganen Rezepten findet man Mandelmus als Käseersatz zum Überbacken von Speisen. Mein erster Gedanke: Das kann nur ein Scherz sein. Ist es auch, denn wenn man sich für die vegane Ernährung entscheidet, muss einem bewusst sein, dass man gewisse Dinge nie wieder so essen wird, wie man sie bis dato kannte. Das ist einfach so. Es gibt kein Entkommen. So sehr es auch schmerzt, sich von Spaghetti Bolo mit Parmesan zu trennen - aber Spaghetti mit Tomaten-„Sojahack“-Imitationsbolo ist einfach genauso unvertretbar, wie eine schlecht nachgemachte Louis Vuitton Tasche. Dann lieber ehrliche Spaghetti Pomodoro.  Statt imitieren, lieber neue Gerichte ausprobieren und ausdenken. Gesagt getan.

Top Rezepte & Entdeckungen

Zucchini-Nudeln – schon mal gehört? Nein, es sind keine Nudeln mit Zucchini sondern AUS Zucchini. Man braucht lediglich eine Art Spitzer. Zucchini oben rein – drehen – TATAA Zucchini-Nudeln. Im Topf mit Sauce erwärmen oder kalt essen. Der Geschmack von roher Zucchini ist relativ neutral,  deshalb passt jede (auch nicht vegane) Nudelsauce oder Pesto dazu. Genial! Wenn man spät abends Bock auf Nudeln hat – wirklich keine schlechte Alternative. Obwohl ich generell der Meinung SAY YES TO CARBS bin.

Sweet Potato Pancakes – genial mit Ahornsirup zum sonntäglichen Luxus-Frühstück oder nachts kalt aus dem Kühlschrank nach erhöhtem Alkoholkonsum.

Ofengemüse – nicht nur während meiner veganen Zeit, sondern generell eines meiner Standardgerichte. Einfach Gemüse schneiden, auf ein Backblech mit Salz, Pfeffer, Chili, Zitrone und bei 180-200° backen. Nach 20 Minuten testen, ob alles gar ist.

Veganes Chili von Jamie Oliver – wirklich geiles Gericht. Wäre mit Käse und Crème fraîche oben drauf noch besser, aber man kann ja eben nicht alles haben. Zumindest, wenn man vegan isst.

Smoothie Bowls – ich träume bereits nachts von meiner morgendlichen Smoothie Bowl. Chia-Samen und Haferflocken mit Vanille und Zimt über Nacht in einer Schüssel mit Wasser und Kokosmilch einweichen. Morgens gefrorene Erdbeeren, ½ Banane, Zitronensaft und Honig in einem Blender mixen und auf die Basis kippen. Obendrauf noch Knuspermüsli oder sonstige Späße. WOW.

Überraschungen: YAY, ich darf Brezeln essen. Sogar Schweineohren von Rewe sind vegan – und Bitterschokolade. Vegane Aufstriche schmecken…..ECHT GUT!

Nicht nur die Rezepte und die Art zu kochen, hat sich verändert. Auch gesundheitlich hat sich die Ernährung bemerkbar gemacht. Zu meinem eigenen Erstaunen war ich super fit, brauchte weniger Schlaf und fühlte mich extrem ausgeglichen. Von Gelüsten nach Fleisch, Käse und Ähnlichem keine Spur. Meine Haut ist besser geworden und mein Körper hat sich verändert – als hätte ich eine komplette Körperschicht verloren.
Alles in allem habe ich vermutlich einfach weniger Fett zu mir genommen, durch die rein pflanzliche Ernährung – weshalb mir wohl auch gerne öfter ein bisschen kalt war. Ohne jetzt ins Detail zu gehen – keine Sorge – meine Verdauung funktionierte so gut, wie nie zuvor. Und ich habe mir tatsächlich eingebildet, ich würde Schmetterlinge pupsen. Das ist jetzt der Punkt, mit dem Thema Verdauung aufzuhören. Alles in allem: Es ging mir tatsächlich besser als vorher. Mein Körperbewusstsein hat sich verändert und ich kann besser in mich hineinhören. Aber wir sind hier ja nicht auf einem Gesundheits-/Ernährungsblog, sondern immer noch bei GASTROINFERNO.
Abschließen will ich mit einer wichtigen Frage, die mir häufig gestellt wurde: "Was machst Du eigentlich, wenn die Challenge vorbei ist?" Tja, das ist schwer zu sagen. Aber ich werde nicht strikt vegan bleiben. Das wäre beruflich auch einfach nicht vertretbar, HAH. Ich habe das Ende der Challenge gebührend bei Burgers & HipHop gefeiert und erst einmal ordentlich zugeschlagen. 4 Burger, 1 Eiscreme Sandwich, 2 Bier UND ich bin noch am Leben. Ich liebe Fleisch und das wird auch immer so bleiben – zugegeben, ich habe es an manchen Tagen schon sehr vermisst. Deshalb werde in Zukunft eine Art Sonntagsbraten einführen. Lieber weniger Fleisch, dafür aber das Beste und eben nicht jeden Tag. Kann sich ja eh kein Mensch leisten. Seit der Challenge habe ich außerdem seltsame Gelüste nach Lakritze (mochte ich noch nie) und Lachs Sashimi (davon könnte ich jeden Tag 2kg essen) und (ja mein Ernst) Surimi Sticks. Aber wenn man Lust auf etwas hat, sollte man es sich auf keinen Fall verkneifen. Das ist und bleibt meine Devise. Genau so werde ich weiter machen.

OVER AND OUT.

 

 

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